Liebe Leser!

Das Ziel der Stadt Stuttgart, bis 2033 mit dem Bau von 20 000 Wohnungen zu beginnen – wohlgemerkt: nicht zu vollenden –, ist ebenso ambitionslos wie illusorisch.

 

Ambitionslos, weil der Bedarf weit höher ist. Laut Institut der deutschen Wirtschaft wurde dieser in Stuttgart die vergangenen Jahre nur zu etwa 55 Prozent gedeckt. Zudem verfehlt damit OB Frank Nopper das selbstgesteckte Ziel von 2000 Wohnungen jährlich spürbar. Andere Großstädte bauen, bezogen auf die Einwohnerzahl, deutlich mehr.

 

Illusorisch, weil die Situation sich dramatisch verändert hat. In Stuttgart gibt es nahezu fertige Bauprojekte, von denen noch keine einzige Wohnung verkauft ist. Bauträger versuchen Kaufverträge rückabzuwickeln, damit sie nicht bauen müssen. Andere verkünden, in der Landeshauptstadt nicht mehr bauen zu wollen. Außer vielleicht in den Filetlagen, weil nur hier die notwendigen Kaufpreise noch erzielt werden können. Unter 6000 Euro Gesamtkosten kann in Stuttgart im Regelfall kein Wohnraum mehr geschaffen werden. Dies bedeutet eine Kostenmiete von 25 Euro. Wer, bitte, will oder kann dies bezahlen?

 

Illusorisch, weil die Stadt sich vom Wohnungsbau auf der grünen Wiese verabschieden will. Nachverdichtung jedoch ist extrem teuer und funktioniert selten so richtig gut. Das zeigt das Beispiel Fasanenhof, wo Siedlungswerk und Dibag dringend benötigte Wohnungen schaffen wollen, die Bürger jedoch dagegen Sturm laufen. Oder das Projekt von D-Quadrat an der Theodor-Heuss-Straße. Eine zusätzliche Etage nur mit geförderten Wohnungen, die der Bauträger realisieren wollte, war nicht drin. Jetzt wird der Neubau eine Etage niedriger als die meisten Häuser in der Umgebung. Versteht das jemand? 

 

Gut ist, dass jetzt wieder darüber diskutiert wird, im künftigen Rosensteinviertel vielleicht doch mehr Wohnraum zu schaffen. Wir empfehlen hier die Lektüre unseres Immobilienbrief Stuttgart Nr. 334. Einfach auf den Link klicken. Einen Blick in die Ausgabe Nr. 331 zur Wohnungsbedarfsanalyse 2030 kann auch nichts schaden.

 

Wenigstens scheint die Erhöhung der SIM-Quote von 30 auf 40 Prozent vom Tisch. Die Folgen von überzogener Regulierung lassen sich in München studieren, das mit der Sozialgerechten Bodennutzung (Sobon) Vorreiter war. Dort ist die ortsübliche Vergleichsmiete jüngst um 21 Prozent (!!!) gestiegen. Der Markt hat immer recht, auch wenn das nicht jeder gerne hört.

 

Wir haben nicht immer recht, wollen dies nicht einmal. So würde es uns unglaublich freuen, wenn das Ziel von 20 000 Wohnungen doch erreicht oder sogar übertroffen würde. Wir glauben es leider nur nicht. Dazu müsste sich viel ändern.

 

Nachdenklich, aber trotzdem herzlich, grüßt Sie

 

Ihr Frank Peter Unterreiner, Herausgeber

 

Die aktuelle Ausgabe vom 14. März 2023 als PDF